Wu Wei

Prozessorientiertes Handeln

Wu Wei bedeutet in etwa „nicht gegen den natürlichen Lauf der Dinge handeln“, oder „Absichtsloses Handeln“. In der Kampfkunst bedeutet dies, dem Gegner zu folgen wohin er auch geht und dabei weder den Kontakt zu verlieren („anhaften“) noch Wider­stand zu bieten. Wir verbin­den uns mit dem Energiefluss und üben uns in Acht­samkeit. In seinen zunehmenden An­streng­ungen uns zu besiegen, wird sich unser Gegner früher oder später selbst in eine un­günstige Position bringen. Man darf also nicht ver­suchen die Situation gemäß seinen eigenen gedanklichen Vorstellungen zu mani­pulieren, sondern man muss sich ganz auf die gegebene Situation einlassen, in den Prozess ein­tauchen und mitschwimmen. Der Herausforderer liefert die Energie zur Lösung des Problems, diesem Energie­fluss gilt es sich anzuschließen und keinen Widerstand zu liefern, um damit die Konfrontation aufzu­heben. Wenn der Heraus­forderer auf seinem Willen besteht, wird er ins Leere laufen; lässt er sich auf die neue Situation ein, kann eine Lösung gefunden werden, die sich absichtslos aus dem gegenwärtigen Prozess entwickeln wird. Man könnte dieses Prinzip auch als „Ruhe in der Bewegung“ be­zeich­nen, eine Kunst die auch im Zen eine Rolle spielt. Die Ruhe in der Bewegung ist also ein Ge­heim­nis des Taiji­quan und des Zen – beide haben hier den gleichen Geschmack:

Kunstlose Kunst
Die Kenntnis der Technik reicht nicht aus.
Man muss die Techniken transzendieren,
damit die Kunst eine kunstlose Kunst wird,
die dem Unbewussten entspringt.
(Daisetz Suzuki)


[aus:  Peter Wolfrum: Taijiquan Prinzipien für Menschen in Unternehmen und Organisationen – Fundamentale Prinzipien der inneren Kampfkunst Taijiquan im Management anwenden.]

Sabine & Dr. Peter Wolfrum