Integrale Theorie

Ken Wilber stellt die vier Dimensionen menschlicher Erkenntnis als die „vier Ecken“ des Kósmos dar und nennt sie „die vier Qua­dran­ten“. Jede dieser Wertesphären sagt etwas Wichtiges über verschie­dene Aspekte der Welt aus und keine Sphäre kann auf eine andere reduziert werden. Diese vier Quadranten stellen das Innere und das Äußere des Indivi­duums und des Kollektiven dar.

Den Kern der großen Weisheitstraditionen der Welt bildet die Philosophia perennis , in deren Zentrum wiederum die sog. Große Kette des Seins steht. Diese stellt ein Bewusst­seinskontinuum dar, das von der Materie über Körper, Seele und Geist bis zum nondualen GEIST reicht.

Wilber schlägt vor, die unterste Stufe Materie aus dieser Kette zu entfernen und sie stattdessen dem rechten oberen Quadranten zuzuordnen. Damit ist Materie nicht mehr die unterste Stufe in der Kette, sondern Materie ist die äußere Form jeder Stufe, während das Bewusstsein im oberen linken Quadranten der innere Aspekt jeder Stufe in der  Großen Kette des Seins ist.

Diese Kette kann man sich eher wie ein Nest vorstellen, da jede höhere Ebene die vorausgehende Ebene nicht ablöst, sondern einbettet bzw. transzendiert und integriert. Die höchste Ebene (nondualer GEIST) bildet gewissermaßen die Grundlage und Integration aller Ebenen. Bei diesem Stufen-Modell handelt es sich also um eine Holarchie: Die niedrigeren Ebenen sind grundlegender und in den höheren Ebenen enthalten. Bei der Evolution des menschlichen Bewusstseins inner­halb dieser Holarchie ändert sich auf jeder Ebene die Selbsidentifikation von symbiotischer Verschmelzung über egozentrisch, ethnozentrisch, weltzentrisch, kósmozentrisch bis  zum transpersonalen Zeugen und wird schlussendlich  eins mit dem nondualen GEIST.

4 Quadranten und Hauptaspekte aus menschlicher Sicht

Die Evolution (Ebenen / Struktur-Stufen) schreitet in den Quadranten  in verschiedenen Bereichen (multiple Intelligenzen) unterschiedlich schnell voran, d.h. neben der oben erwähnten Selbsidentifikation gibt es beispielsweise eine kognitive, eine moralische, eine spirituelle und eine emotionale Entwicklungslinie (neben einigen weiteren).
Jede Ebene (Struktur-Stufe) besitzt jeweils vier Dimensionen (subjektiv, objektiv, intersubjektiv und interobjektiv), wie sie mit den vier Quadranten dargestellt sind und die Entwicklungslinien lassen sich jeweils einem Quadranten zuordnen.

Ein integraler Ansatz muß also alle vier Quadranten  und alle Linien auf allen Ebenen  koordinieren und integrieren. Dies umfasst alle Erkenntnisdisziplinen (wie Religion, Naturwissenschaft, Philosophie, Sozialwissenschaft usw.) innerhalb eines wissenschaftlich begründeten Gesamtzusammenhangs (integraler methodologischer Pluralismus).

Abgeleitet aus dieser Integralen Theorie ergeben sich zahlreiche integralere praktische  Anwendungen für alle Lebensbereiche: Politik, Wissenschaft, Religion, Kunst, Ökologie, Recht, Ethik, Spiritualität …


 

Sabine & Dr. Peter Wolfrum