Struktur

Aufrichtung, Zentrierung, zentrales Gleichgewicht

Wo und was ist mein Zentrum? Die Zentrierung führt zunächst weg vom Kopf und hin zum Bauch, in dem sich eines unserer wichtigsten Energiezentren befindet, das die Chi­ne­sen Dantien und die Japaner Hara nennen. In einem Zustand körper­licher Ruhe kann man im Sitzen oder Liegen mit innerer Achtsamkeit (z.B. über den Fluss des Atems) lernen, dieses Zentrum zu spüren und zu stärken und so die eigene Mitte finden.

Zur Zentrierung gehört die vertikale Ausrichtung. Die Wirbel­säule soll da­bei, abgesehen von der natürlichen dop­pel­ten S-Schwingung, aufrecht und das Becken auf­ge­richtet sein. Im Parallelstand befinden sich die Schulter­gelenke über den Hüft­gelenken, und diese wiederum über den Sprung­gelenken. Die Kraftlinie durch die Kniegelenke soll die Yongquan-Punkte (Mitte der Fuß­sohle hinter Groß- und Klein­zehballen) durchlaufen. Dies sind Vor­aus­setz­ungen dafür, dass die inneren Energie­kanäle geöffnet sind und Qi im Körper frei zirkulieren kann.

Entspannung und Spannung müssen in einem natürlichen Gleich­gewicht stehen, da­mit eine bestimmte Körper­struktur hergestellt und auf­recht erhalten werden kann. In solch einer Struktur ist Aufrichtung und Zen­trier­ung notwen­dig, um auch unter dem Einfluss der auf den Körper ein­wirkenden Kräfte (Schwerkraft bzw. An­griff) frei be­weg­lich im zentralen Gleichgewicht ver­blei­ben zu können. Wird in einem konti­nuierlichen Prozess die dafür not­wen­dige Spannung immer wieder mini­miert und die Ent­span­nung maximiert, so kann das Qi im struk­tur­ierten Körper frei fließen.


Taiji Quan Klassiker
Ziehe das Steißbein ein und lege Aufmerksamkeit auf den Schei­tel­punkt auf dem Kopf. Wird der Kopf gehalten, als wäre er am Schädel auf­ge­hängt, so ist der Körper frei beweg­lich.
[Wee Kee Jin: Taijiquan Wuwei, S. 105: Das Lied von den Dreizehn Stellungen, Absatz 6]

Kommentar von Wee Kee-Jin
Wenn das Steißbein eingezogen ist und eine Auf­merk­sam­keit beim Scheitelpunkt auf dem Kopf liegt, dann sind Baihui und Huiyin ausgerichtet, und die zentrale Körper­achse ist her­gestellt. Während das zentrale Gleichgewicht bei­behalten wird, muss man sich vorstellen, dass der Kopf von oben herabhängt. Das verringert die Wahr­schein­lich­keit, dass die Brust kollabiert oder der Rücken zu einem Buckel ge­formt wird. Hat man das zentrale Gleichgewicht hergestellt, ist der Körper zen­triert, ausbalanciert, und damit agil in der Bewegung
[Wee Kee Jin: Taijiquan Wuwei, S. 110: Diskussion von „Das Lied von den Drei­zehn Stellungen“, Absatz 6.]


Taiji Quan Klassiker
Du darfst dich nicht neigen oder lehnen. (…)
[Wee Kee Jin: Taijiquan Wuwei, S. 97: Wang Ts’ung-Yueh, Absatz 10.]

Kommentar von Wee Kee-Jin
Der Körper muss aufrecht und ausgeglichen (Hüften auf einer Ebene) sein. Jedes Lehnen nach vorn oder hinten bzw. jede Neigung zu einer Seite wird dazu führen, dass die Stellung ihr zentrales Gleichgewicht verliert. (…)
[Wee Kee Jin: Taijiquan Wuwei, S. 102: Diskussion von „Wang Ts’ung-Yueh“, Absatz 10.]


[aus:  Peter Wolfrum: Taijiquan Prinzipien für Menschen in Unternehmen und Organisationen – Fundamentale Prinzipien der inneren Kampfkunst Taijiquan im Management anwenden.]

Sabine & Dr. Peter Wolfrum